Destillieren

Kein Schnaps

Wenn ich von meiner Destillations-Anlage erzähle denken die meisten gleich an Schnaps. Aber ich habe bis dato noch keinen damit gemacht – er würde wohl auch grausam schmecken… oder ich müsste mich damit intensiv befassen. Aber will ich zur Brennerei werden?!?!? Nicht wirklich.

Diese Anlage ist für die Herstellung von ätherischen Ölen und hochwertigen Hydrolaten und Extrakten gemacht.
Sie sieht nach einem Riesenteil aus, ist aber lediglich eine 3-Liter-Anlage. Ein Laborgerät. Ein tolles Ding.
Damit destilliere ich diverse Pflanzen zu hochwertigen Pflanzen-Hydrolaten.

Tonikum = Wässerli = Hydrolat

Da ich die Pflanzen frisch gesammelt verabeite und im Winter z.B. keine Brennesseln wachsen, kann es vorkommen, dass ich plötzlich ohne Brennesselwasser dastehe… Auch wenn mein Keller bis unters Dach vollgestopft ist: manchmal hat es schlicht keinen Platz mehr, um Dinge zu lagern.

Die destillierten Pflanzenwasser (Hydrolate) können als Gesichtswasser, Tonikum oder Feuchtigkeitssprays eingesetzt werden.
Oder auch spezifisch zur Behandlung von trockener, schuppiger Kopfhaut (ein uraltes Rezept: Brennessel-Hydrolat direkt auf die Kopfhaut).

Hydrolate

Es gibt Hydrolate, die bei der Destillation von ätherischen Ölen anfallen (ich spreche hier von der Destillation von ätherischen Ölen in grossem Stil – nicht in Puppenstuben-Grösse wie bei mir…). In diesem Fall ist das Hydrolat fast als „Abfallprodukt“ zu bewerten, da das Ziel der Destillation das ätherische Öl ist – nicht das Pflanzenwasser.

Hydrolate aus diesem Herstellverfahren haben meist einen hohen Wasseranteil, da viel Wasserdampf durch die Destille gejagt wird, um die ätherischen Öle so rasch als möglich zu erhalten.

Pflanzenwirkstoffe

Es gibt auch Destillerien, die sich vorwiegend auf das Hydrolat konzentrieren und weniger Wasserdampf während der Destillation erzeugen und auch weniger lang den Wasserdampf durch die Maschine laufen lassen. So erhalten sie ein schonend destilliertes Pflanzenwasser (Hydrolat), welches im Gegensatz zu einem „Abfall-Hydrolat“ mehr Pflanzenwirkstoffe pro ml enthält.

Gretchenfrage

Wie erkennt man als Konsument/Käufer welches Hydrolat welches ist?!?!?
Ah….
Das muss man beim Verkäufer schlicht anfragen. Und darauf vertrauen, dass die Rückantwort auch den wirklichen Gegebenheiten entspricht.
Es gibt aber auch Pflanzenwasser, die gar nicht destilliert worden sind. Da werden die Pflanzen schlicht in destilliertes Wasser gelegt und ein paar Tage „gezogen„, so dass die wasserlöslichen Stoffe von den Pflanzen in das Wasser übergehen.

Wasserauszug

Dieses Wasser enthält sehr viel weniger Pflanzenwirkstoffe als ein mit Wasserdampf erzeugtes Hydrolat, da einige von diesen Wirkstoffen regelrecht aus den Pflanzenzellen „herausgebrochen“ werden müssen – und dazu benötigt es eine höhere Temperatur als Zimmertemperatur.
Anders gesagt: ohne Dampf geht das nicht.

Bei diesem Vorgehen kommt noch dazu, dass das Wasser während dem „Auszug“ allerlei Bakterien, Pilzsporen und sonstig wunderbares „Getier“ anzieht, dass sich in wässrigen Lösungen munter vermehren tut. Und so müssen solche Pflanzenwasser mit Alkohol oder sonstigen Konservierungsstoffen behandelt werden  – und sind trotzdem nur relativ kurz haltbar. Ein gutesfrisch destilliertes Hydrolat das unter guten, hygienischen Bedingungen hergestellt und abgefüllt worden ist, hält auch ganz ohne Konservierungsstoffe 12 Monate (ohne allzu grosse Temperatur-Schwankungen).

Klein ist fein

Die Puppenstuben-Grösse wie die Meinige hat einen Vorteil: ich muss keine Riesenmengen herstellen (geht auch gar nicht) und so wird alles ganz sorgfältig und hygienisch einwandfrei gehandhabt.
Meine Hydrolate kommen somit ganz ohne Konservierung aus. Und halten mindestens 12 Monate.

Für die Haut ist das ein Riesenvorteil.