Sieden

Altes Handwerk

SeifenSieden ist ein enorm altes Handwerk.
Bei uns in Europa ist die Herstellung von Naturseife seit etwa dem 8. Jahrhundert bekannt, da es mit dem Einfluss von „el-Andalus“ in Südspanien Einzug hielt.
Muslimische Eroberer haben weite Teile der iberischen Halbinsel ab dem 8. Jahrhundert eingenommen und haben nicht nur die Kunst des SeifenSiedens nach Europa gebracht, sondern auch fortschrittliche und tiefgründige Kenntnisse der Medizin, Mathematik, Astronomie, Chemie, Geografie, Literatur, Philosophie und Musik.

Olivenöl & Lauge

NaturSeife (DuschMödeli) wird aus Naturöl (Olivenöl) und Natronlauge hergestellt.
Es gibt zwei Herstellungs-Arten: Heiss (das klassische Verfahren) oder kalt (modern).
Der Unterschied besteht darin, dass bei der althergebrachten Herstellung die Lauge und das Öl unter kontrollierten Bedingungen und Hitzeeinwirkung gekocht (gesiedet) wird.

Beim kalten, modernen Verfahren wird schlicht Öl mit Lauge bei Zimmertemperatur vermischt.
Es ist ruck-zuck gemacht und macht sehr viel weniger „Sauerei“.

Vor- und Nachteile

Bei der kalten Variante muss man 4 bis 6 Wochen warten, bis die Seife benutzt werden kann, denn in dieser Zeit findet die chemische Reaktion zwischen Lauge und dem Öl statt.
Bei der „klassischen„, heissen Herstellweise könnte man die Seife direkt nach dem Sieden benutzen.

Duft

Wenn man (wie ich) mit 100% natürlichen, ätherischen Ölen arbeitet und die Seife 4 bis 6 Wochen offen herumliegen liegen muss, (in dieser Zeit findet der Verseifungsprozess statt), dann gehen vor allem die Kopfnoten verloren.
Das ist sehr schade, denn der Duft ist die halbe Miete.

Beim „klassischen“ Siedeverfahren kann man die Seife nach ca. 2 Wochen einpacken. Und so bleiben die ätherischen Öle erhalten und das Mödeli duftet ganz wunderbar.

Schonendes Verfahren

Oft wird behauptet, dass das kalteVerfahren sehr viel schonender als das heisse sei. Weil die Naturöle bei Zimmertemperatur mit der Lauge vermischt würden.
Jetzt muss man aber wissen, dass bei der Vermischung von Öl und Lauge eine „exothermische Reaktion“ stattfindet. Die Öl- und Lauge-Moleküle reagieren zusammen und es entsteht kurzzeitig Wärme (um die 60°C). Beim heissen Verfahren siedet man die Seifenmasse bei 60 bis 80°C.  Die „Schonung“ besteht somit bestenfalls aus 20°C Temperatur-Unterschied. Und dann ist auch wichtig zu wissen, dass sich die allermeisten Naturöle erst ab einer Temperatur von 90°C molekular verändern.

Seife

Industriell gefertigte DuschMittel und Waschlotionen werden vornehmlich aus verschiedensten Erdölderivaten hergestellt.
Ökonomisch macht der Einsatz dieser Abfallprodukte der Erdölindustrie sicher Sinn.
Ob Erdölderivate auch für unsere Haut – unserem grössten Organ – zuträglich sind, ist eine andere Frage.

Der Grossteil einer IndustrieSeife besteht aus unterschiedlichsten Tensiden. Ein Tensid hat die Aufgabe eine Verbindung zwischen Wasser und Öl herzustellen, um das Öl von wo-auch-immer abzutransportieren.
Im Falle einer Seife ist die Idee, dass der Fettfilm auf unserer Haut gelöst und abgewaschen wird.

Reinigen

Warum wollen wir diesen Film loswerden?

Es wird doch immer vom wertvollen Säureschutzmantel gesprochen. Dieser besteht aus Fett, dass in unseren Talgdrüsen produziert wird und langsam an die Hautoberfläche diffundiert.

Eine Bébé-Haut hat einen pH-Wert von ca. 8.

Je älter wir werden, je saurer wird unsere Hautoberfläche. Im Schnitt spricht man von einem pH-Wert von 5.5 bei einem erwachsenen Menschen.

Es gibt verschiedenste Theorien darüber, ob basische oder saure Reinigungsmittel für uns optimal seien.

Säureschutzmantel

Auf dem Fettfilm unserer Haut sammeln sich mit der Zeit Staub, Bakterien, Pilzsporen etc. an; mit der Zeit bekommen wir das Gefühl uns gründlich waschen zu wollen.

Da es auch zu jucken anfängt.

Da kommt das Tensid ins Spiel.

Tensid

Eine NaturSeife ist auch ein Tensid.
Ein sehr mildes.

Die Verbindung aus Lauge und Öl ergib eine chemische Reaktion und das Resultat ist chemisch gesehen ein Salz, welches wir „Seife“ nennen.
Wichtig ist, dass man in der fertigen Seife noch freies Öl belässt, welches unsere Haut rückfettet – ansonsten laugen wir diese aus.
Der SeifenSieder spricht in diesem Zusammenhang von der „Überfettung„.
Alle DuschMödeli haben eine Überfettung zwischen 9 und 12%.

Natürliche Tenside

Es gibt Tenside, die aus natürlichen Rohstoffen hergestellt werden. Eines der weitverbreitetsten ist das Zuckertensid, z.B. das Alkylpolyglucoside (APG).
APG’s sind biologisch relativ gut abbaubar.
Offenbar stellen sie im Verhältnis zu anderen Tensiden ein geringes Wassergefährdungspotenzial dar, sind gut hautverträglich; sie können für sehr viele Anwendungen (Lebensmittel, Kosmetika, Reinigungsmittel etc.) eingesetzt werden und werden aus nachwachsendenRohstoffen gewonnen (meist aus Kokos- und Palmöl... was eine sehr differenzierte Diskussion benötigt).
Nachteil ist: sie sind im Verhältnis zu synthetischen Tensiden sehr viel teurer und darum werden sie heute wie Nischen- und Luxusprodukte behandelt.
Der Einsatz von Zuckertensiden ist noch nicht so alt, da es erst seit ein paar Jahren preiswerte und effektive Verfahren zur Produktion dieser Stoffe gibt.

Synthetische Tenside

Diese werden aus Erdölderivaten hergestellt. Heute sind über 90% aller eingesetzten Tenside synthetische Tenside, da sie sehr viel kostengünstiger als sog. „natürliche“ Tenside sind. Der Grund ist, dass sie aus kostengünstigen Erdölderivaten (Abfallprodukte der Erdölindustrie) hergestellt werden und sich die ganze Industrie auf diese Herstellung fokusiert hat.
Diese Klasse der Tenside tendiert dazu weniger hautverträglich zu sein und vor allem sind sie schlecht biologisch abbaubar und teilweise stark wasserverschmutzend bis stark toxisch.

Palmöl

Warum steht dieses Pflanzenfett eigentlich in der Kritik?
Weil es unter Bedingungen produziert und gehandelt wird die nicht akzeptabel sind.

Warum ist der Absatz dieses Fettes in den letzten 50 Jahren explosionsartig gestiegen?
Weil die wahren Kosten gar nicht bezahlt werden.

Das Grüne Mäntelchen

Wer profitiert auf der Hersteller- und Verarbeitunsseite?
Grosse Konzerne beherrschen die Herstellung und den Vertrieb dieses immer wichtiger gewordenen Rohstoffes.
Grosse Konzerne handeln mit grossen Mengen und haben eine enorme MarktMacht.
Wenn Dinge in grossem Stil geschehen, nimmt die Rücksicht auf die Mitwelt/Umwelt im Gegenzug exponentiell ab.
Das kann immer wieder beobachtet werden.
Und das „grüne Bekenntnis“ in Form von Abkommen und Zertifizierungen nehmen im Gegenzug stetig zu.

Seiner Hände Arbeit

Die Menschen, die in Indonesien und Malaysien (und seit ein paar Jahren auch in Brasilien & Afrika) in den Urwaldgebieten leben, haben keine Chance gegen diese Konzerne und ihre rücksichtslosen Anbaumethoden.

Auch wenn Arbeitsplätze entstanden sind – was bringt ein Arbeitsplatz, wenn der Lohn kaum zum Überleben reicht ? Die allermeisten der durch Palmöl geschaffenen Stellen sind „working-poor“ Jobs.Tiere und Pflanzen haben überhaupt keine Möglichkeit sich dagegen zu wehren, dass ihre Lebensgrundlage unwiderbringlich zerstört wird.

Und der Treiber hinter dieser ganzen Geschichte sind wir in der „ersten Welt“ mit unserem unglaublich hohen Konsum an allem.
Schnell gekauft.
Schnell entsorgt.
Schnell ersetzt.
Nicht geschätzt.

Frei von Palmöl

Seit ich mich mit dem Thema „Natur-Kosmetik“ beschäftige, habe ich den „Tick“ entwickelt alle NaturSeifen unbedingt analysieren zu wollen. Und ich bin immer wieder erstaunt, dass offenbar immer noch das extrem kostengünstige (und deshalb auch breit eingesetzte) Palmöl flächendeckend zu finden ist.
Auch in BioLädeli.
Bei meinen DuschMödeli kommt italienisches Bio-Olivenöl in den Topf.

Vielleicht bin ich manchmal allzu kritisch – aber ich habe den Eindruck, dass das sog. „Greenwashing“ aus offensichtlichen Marketinggründen bei Grosskonzernen punkto „nachhaltigem Palmöl“ momentan gross angesagt ist…

Penetrant

Wie Sie sicherlich schon gemerkt haben nerve ich meine Umgebung manches mal SEHR mit meinen „Vorträgen“ über „was-man-tun-sollte“, „was-man-kaufen-sollte“ und vor allem „was-man-nicht-kaufen-sollte“.
Meine Familie kann hiervon ein klägliches Liedchen singen…

Konkret handeln

Worte bringen leider meist wenig, sondern lediglich Taten. 

Nur wenn wir unsere Gewohnheiten ändern, werden wir Dinge ändern.
Punkto Palmöl heisst das für mich:

  • strikt jedes Produkt vermeiden welches Palmöl enthält
  • möglichst keine verarbeiteten Lebensmittel kaufen (Kekse, Kuchen, Teige etc. – auch wegen der Verpackung)
  • so viel wie möglich selber machen
  • immer wieder auf die Suche nach guten Altenativen gehen (es ändert sich ständig etwas)
  • weniger oft Wäsche in den Wäschekorb schmeissen

Überhaupt: weniger ist mehr.

Es ist ja nicht so, dass ich aufgrund  meiner Massnahmen wie ein Iltis riechen würde.
Das tue ich definitiv nicht…
Aber ich schaue manches mal eher weniger representabel aus – aber das liegt wohl eher an meiner Faulheit mich liebevoll anzukleiden…

Weniger ist mehr

Abfall ist ein Thema, das wir gerne umschiffen – so ergeht es mir jedenfalls.
Alles was nicht recyclebar ist in den grauen Sack stopfen, am Montag auf die Strasse stellen und vergessen.
Bevor ich angefangen habe Kunststoff separat zu sammeln (in einem grossen, durchsichtigen Sack) war ich der Meinung, dass ich im Grunde relativ wenig Kunststoff-Abfall produzieren würde.
Nachdem ich mit Schrecken erlebt habe wie rasch der transparente Sack sich mit Plastik gefüllt hat, wurde ich eines Besseren belehrt.
Sagenhaft.

Sagenhaft grauenhaft.
So kann es eigentlich nicht weitergehen, habe ich mir gesagt.
Und mich ein bisschen schlau gemacht; im Internet recherchiert und festgestellt, dass es da ein paar Leute gibt, die WIRKLICH fast keinen Müll mehr produzieren (nicht nur Kunststoff-Abfall).
Zero Waste ist das Stichwort.

Hier ein Link dazu: zerowasteswitzerland.ch/de/