Sie erinnern sich an das Märchen vom Kaiser, der von zwei gewieften Webern überzeugt wurde, dass es Gewebe gäbe das nur von Leuten gesehen werden könne, die intelligent und ihres Amtes würdig seien.
Der Kaiser konnte aufgrund seiner Eitelkeit seine eigene Unsicherheit nicht zugeben – auch wenn er die neuartigen Textilien gar nicht sehen konnte. Die Posse hatte ihren Höhepunkt im Festumzug, wo das gemeine Volk den „füddli-blutt“ dahinschreitenden Kaiser ausgelacht hat.
Der kurze Artikel „Auf den Schleim gegangen“ hat mich an dieses Märchen aus dem 19. Jahrhundert erinnert.
Und zwar setzen seit einiger Zeit ein paar Luxus-Spas und Luxus-Kosmetik-Hersteller auf den neuartigen Stoff „Helix Aspersa Müller Glycoconjugates“.
Besser bekannt unter dem Namen „Schneckenschleim“.
Ja – ganz genau.
Auf der menschlichen Haut soll sich dieser antibakteriell und feuchtigkeitsspendend auswirken und ausserdem (man höre und staune) den Alterungsprozess bekämpfen.
Ursprung dieser sagenhaften Entdeckung ist offenbar ein chilenischer Familienbetrieb, der Schnecken für europäische Restaurants züchtete. Das Handling der Schleimtiere hatte den Effekt (so die Schöpfungsgeschichte der Firma), dass die Hände der Schnecken-Züchter extrem zart wurden. So kam man auf die brilliante Idee, eine Gesichts-Crème mit diesem Wundermittel herzustellen.
Zwischenzeitlich gibt es eine ganze Gamma an Mittelchen und Wässerchen, die sich auf die wundersame Eigenschaft des Schleimes dieser possierlichen Tierchen berufen, die (nicht ganz unerwartet) nicht wirklich als kostengünstig zu bezeichnen sind…
Es gibt auch die Möglichkeit, sich von diesen „Tierli“ „beschleimen“ zu lassen; sprich: im Luxus-Spa werden die Viecher von Kosmetikerinnen im Gesicht oder den „Wadeln“ angesetzt, um der Alterung entgegenzuwirken.
Dem Erfindungsreichtum unserer Kosmetik-Branche scheinen wahrlich keine Grenzen gesetzt.